"Gott ist die grenzenlose Liebe und will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe." (vgl Ez 18,23)
Die Botschaft der Vergebung
Vom Bösen kann man sich nur dann befreien, wenn man sich dieses Bösen als solches bewußt ist. Leider sind die heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse für eine klare und gewissenhafte Kenntnisnahme alles andere als günstig, da Schranken und Abwehrmechanismen, die vor nicht allzu langer Zeit noch üblich waren, inzwischen abgebaut worden sind.
Als Folge davon stellt sich bei vielen Menschen eine Abstumpfung des persönlichen Sündenbewußtseins ein. Man geht sogar soweit, über die moralische Belanglosigkeit, ja über den positiven Wert von Verhaltensweisen zu theoretisieren, die die von Gott festgelegte Wesensordnung der Dinge verletzen...
Durch... ständige religiöse und moralische Fortbildung wird es für die Gläubigen leichter sein, die tiefsten Gründe der kirchlichen Morallehre zu erfassen, wenn sie sich nämlich darüber klar werden, daß die Kirche dort, wo sie in ihrer Lehre durch die Verurteilung von Mord, Selbstmord, Euthanasie und Abtreibung das Leben verteidigt, und dort, wo sie die Heiligkeit der ehelichen Beziehung und der Fortpflanzung dadurch schützt, daß sie sie wieder zum Plan Gottes für die Ehe zurückführt, nicht ihr eigenes Gesetz auferlegt, sondern immer aufs neue sowohl das natürliche wie das geoffenbarte göttliche Gesetz beteuert und klarmacht. Daraus erwächst ihre Festigkeit bei der Offenlegung der Abweichungen von der sittlichen Ordnung.
Damit die Gläubigen dieses objektive Kriterium anerkennen, müssen sie zur Annahme des Lehramtes der Kirche erzogen werden, auch wenn es nicht in feierlicher Form vorgestellt wird... Unsere pastorale Aufgabe verlangt, daß wir die Wahrheit kompromißlos und ohne Abstriche verkündigen. Der hl. Paulus mahnt uns aber auch, daß wir ,,uns von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten" sollen (Eph 4,15). Gott ist die grenzenlose Liebe und will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe (vgl Ez 18,23).
Wir Priester, seine Diener, müssen der zerstörenden Kraft der Sünde die ebenso tröstliche wie anspruchsvolle Botschaft der Vergebung entgegensetzen. Dafür ist Jesus gestorben und auferstanden. Wenn wir in diesem Jahr, das Christus, dem Erlöser, gewidmet ist, über den unergründlichen Reichtum der Erlösung nachdenken, wird uns das Geschenk zuteil werden, zunächst selbst die lebendige Erfahrung des göttlichen Erbarmens zu machen, das uns rettet; so werden wir es nach Vorbild Christi immer besser fertigbringen, Lehrer zu sein, die aufklären, und Väter, die im Namen und durch die Vollmacht Gottes hören und annehmen. Denn wir sind berufen, mit dem hl. Paulus zu sprechen: ,,Wir sind Gesandte an Christi Statt... Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch mit Gott versöhnen!" (2Kor 5,20)
Auszug aus d. Ansprache an die Apostolische Pönitentiarie am 17.3.97 (zus.gest. v. "Vision 2000")