Frère Roger von der Gemeinschaft in Taizé ist bereits heute eine Symbolgestalt eines überzeugten und darum überzeugenden Christseins in der Welt von heute. Die schlichte, aber eindringliche Spiritualität sprechen die Sehnsucht aller Menschen, vor allem aber der Jugend an. Wie kaum ein anderer war er als Apostel für die Einheit aller Christen tätig. (Mutter Teresa und Frère Roger in Taizé)
Entdecken der Liebe
Wenn du wüßtest, dass Gott immer auf dich zukommt ... Am wichtigsten ist, zu entdecken, dass er dich liebt, selbst wenn du meinst, ihn nicht zu lieben.
Christus wartet auf dich
Christus wartet darauf, dass jeder Mensch ihn aufnimmt. Gelingt es dir nicht, ihm zu antworten, tastet er dein Schweigen nicht an. Nimmst du ihn aber auf, so baut er in dir durch den Heiligen Geist eine innige Gemeinschaft mit ihm auf. Seine Gegenwart ist so gewiß, wie das Leben.
Und du -
Und du - solltest du in deinem Dickicht von Gleichgültigkeit abgestumpft sein ? Sollten deine Lippen und dein Herz im ständigen "Wozu das Ganze, da kann man nichts machen, einfach alles laufen lassen" starrgefroren sein ? Solltest du in Mutlosigkeit versinken wie Elija, ein Glaubender aus alter Zeit, der sich unter einen Baum fallen ließ, der einschlafen und vergessen wollte, weil für ihn feststand, dass er für sein Volk nichts mehr ausrichten konnte ? Oder bleibst du hellwach und wirst zu jenen Frauen , Männern und Kindern zählen, die sich erhoben haben ?
Wer ist Christus, der solche treibende Kraft schenkt ?
Als Gott nicht mehr wußte, wie er sich den Menschen begreiflich machen sollte, kam er selbst als Armer, als Geringer auf die Erde. Er kam durch Christus Jesus. Gott würde uns fernstehen, wäre Christus nicht sein lauterer Widerschein.
Von Anfang an war Christus in Gott. Seit der Geburt der Menschheit war er lebendiges Wort. Er ist auf die Erde gekommen, um das Vertrauen des Glaubens zugänglich zu machen. Als Auferstandener nimmt er in uns Wohnung, lebt er in uns durch den Heiligen Geist. Und wir entdecken, dass sich die Liebe Gottes vor allem in seinem Verzeihen und seiner steten Gegenwart zeigt.
Jesus, du Liebe aller Liebe, du warst immer in mir, und ich wußte es nicht. Du warst da, und ich vergaß dich. Du warst zutiefst in meinem Herzen, und ich suchte dich anderswo. Sogar als ich dir fern war, hast du auf mich gewartet. Es kommt der Tag, an dem ich zu dir sagen kann: "Auferstandener, du bist mein Leben, Christus, ich gehöre dir, aus Christus bin ich."
Christus will unsere Liebe nicht unsere Furcht
Müßte man Gott aus Furcht vor Strafe lieben - es hieße, ihn nicht mehr lieben. Christus will nicht, dass wir von Schuldgefühlen betrunken, sondern von Verzeihen und Vertrauen erfüllt sind.
Ein Gebet
Gott aller Menschen du legst in uns eine einzigartige Gabe, du schenkst es jedem, ein Widerschein deiner Gegenwart zu sein. Durch den heiligen Geist hast du in jedem Menschen den Willen deiner Liebe eingeschrieben, nicht auf steinerne Tafeln, sondern zutiefst ins Herz. Und durch den Frieden unseres Herzens machst du den Menschen, die uns nahe sind, das Leben schön.
Was sagt Meister Eckhart
Du möchstest gern die Gegenwart Gottes spüren und hast den Eindruck, er sei fern. Vor 700 Jahren erinnerte ein Christ, Meister Eckhart, daran: "Sich Gott zuzuwenden ... bedeutet nicht, ständig an Gott zu denken. Es ist dem Menschen von Natur aus unmöglich, immer in Gedanken bei Gott zu sein, im übrigen wäre das gar nicht das beste. Der Mensch kann sich nicht mit einem Gott zufriedengeben, an den er denkt. Sonst würde sich mit dem Gedanken, der verfliegt, auch Gott verflüchtigen ...
Vertrauen ist das beste
Überlass dich ganz Christus. In jedem Lebensalter kannst du ihm kindlich sagen, was dich gefangen hält, und verwundet, was deine Lieben belastet. Lass ihn den Weg freiräumen. Und du begreifst, dass der Auferstandene dich überall begleitet, auf der Straße und bei der Arbeit, wo du auch auf der Erde sein magst.
Kontemplation
Kontemplation wird oft als Gegenteil von Aktion begriffen. Sie sei Untätigkeit, Flucht vor verantwortungsvollen Aufgaben. Dem stehen Tatsachen gegenüber: Christen, die sich im Einsatz für andere weit vorwagen, schöpfen ihre Energien aus den Quellen der Kontemplation.
In der Tiefe des Herzens
Könnte man ein Herz ergründen, würde man voll Staunen in seinem tiefsten Grund die stille Erwartung einer Liebe entdecken. Sie kann abgelehnt, zurückgewiesen werden und doch ist sie immer da. Wenn du dich bisweilen wenig geliebt, wenig verstanden glaubst, sagt Christus Jesus unermüdlich zu dir: "Ich liebe dich mit einer Liebe, die kein Ende nimmt, und du, liebst du mich ?" Du stammelst die Antwort: "Jesus, ich liebe dich, vielleicht nicht so, wie ich es möchte, doch ich liebe dich."
Das Wunder der verzeihenden Liebe
Wenn wir die Menschen, die uns verletzt haben, Gott anvertrauen, verändert sich möglicherweise etwas in ihnen; unser Herz ist jedenfalls schon auf dem Weg zum Frieden. Die höchste Liebe ist, wer immer wieder, obwohl gedemütigt und verwundet, verzeihen und sich versöhnen kann.
Solidarität
Wer sucht um Christi und des Evangeliums willen das Leiden überall auf der Erde zu verringern, wo es Krankheiten, Hunger und Elends- behausungen gibt ? Wer öffnet seine Augen für die Menschen, die unterdrückt, mißhandelt, ausgespielt werden ? Und wer könnte gleichgültig zusehen, wo die Schöfpung verletzt wird ?